GRABFINSTER
Wonnige Schauerballaden
…es ist was los an diesem Ort. Schaurig, grabesfinster, schicksalsschwanger schwer dräut's vom Pulte und vom Flügel her, dass man sich gar graute, wenn's zugleich nicht auch so herrlich wär'.
Birgit auf dem Kampe und Lukas Schellinger haben schon fast verschollene Musterstücke eines fossilen Genres ausgegraben, ihnen wieder Fleisch auf die morschen Knochen gepackt – wer hätte das gedacht – auch noch Leben eingehaucht. Birgit auf dem Kampe rezitiert Gespensterballaden, und Lukas Schellinger macht am Flügel den Ton dazu. Die beiden müssten dafür unter Artenschutz stehen.
Denn gute Melodramen-Duos sind selten. Sehr, sehr selten. Wahrscheinlich weil kaum einer noch weiß, was für ein diabolisches Vergnügen Melodramen einem bereiten können…
Die größte Kunst des Melodramen-Duos Schellinger und Kampe ist vielleicht die: Wort für Wort, Ton für Ton die Gruselrührstücke nicht zu parodieren – was billig wäre – sondern sie durchwegs glaubhaft zu machen, atmosphärisch aufzuladen, die Angstlust am literarischen Horror herauszukitzeln. Birgit auf dem Kampe kann das, sie balanciert traumwandlerisch auf dem schmalen Grad zwischen Pathos und Lakonie. Und Lukas Schellinger ist ein akkordgepanzerter, arpeggienumgürteter, tremolostarker Streiter an ihrer Seite...
Fränkische Landeszeitung